Millionenklage gegen Kindred
Die schwedische Kindred Gruppe, unter anderem Eigner von Unibet und weiteren bekannten Glücksspiel-Portalen, sieht sich einer Klage ausgesetzt, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat.
Der Kläger ist mitnichten eine einfache Person, sondern der in Schweden sehr bekannte Unternehmer Per Holknekt. Außerdem geht es natürlich um richtig viel Geld.
Wir haben die Fakten zusammengetragen und zeigen, warum Kindred schlussendlich trotzdem gute Chance hat, die Klage erfolgreich abzuwehren.
Es geht um stolze 10 Mio. schwedische Kronen
Per Holknekt hat seine Forderung in Höhe von 10 Millionen SEK (ca. 980.000 Euro) vor einem Bezirksgericht in Stockholm geltend gemacht. Es handelt sich dabei um einen Schadensersatzforderung. Die Kindred Gruppe hätte das problematische Spielverhalten von Holknekt fördert, anstatt dem Gaming Einhalt zu gebieten.
Die Anwälte von Per Holknekt haben eine 25seitige Anklage vorgelegt, in der es unter anderem wörtlich heißt:
„Das Glücksspiel-Unternehmen hat die Spielsucht des Spielers bewusst ignoriert und durch ständige Anreize seine finanzielle Situation verschlechtert.“
Der Glücksspielanbieter habe problematisches Gaming durch immer neue Boni und Prämien geschürt. Die bereits angehäuften Verluste seien dabei bewusst ausgeblendet worden. Insgesamt habe Per Holknekt in seiner 15jährigen Spieler-Karriere 26 Millionen SEK (rund 2,5 Millionen Euro) an Kindred verloren.
Schwedische Glücksspielgesetze als Grundlage für die Klage
Grundlage für die Klage vor dem Bezirksgericht in der schwedischen Hauptstadt sind die Glücksspielgesetze des skandinavischen Staates. Diese besagen, dass die Anbieter die Spieler kontaktieren müssen, sofern hohe Verluste entstanden sind.
Dabei soll es eine Beratung sowie wenn nötig eine Sperre des Users geben. Das Management von Kindred hätte, so die Anwälte von Per Holknekt, bewusst auf den Schutzvorgang verzichtet.
Holknekt und sein bewegtes Leben
Der heute 62jährige Holknekt hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich. In den 80iger Jahren war ein sehr erfolgreiche Profi-Skateboarder. Der Schwede lebte seinerzeit mehrere Jahre in Kalifornien.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat studierte er Wirtschaft und gründete mehrere Unternehmen für Skateboard-Artikel. Ca. zur Jahrtausendwende verlor der Geschäftsmann dann sein gesamtes Hab und Gut.
Seine Alkoholsucht führte ihn ins Verderben und seine Firmen in die Pleite. Per Holknekt lebte damals sogar einige Zeit auf der Straße und verkaufte die Obdachlosen-Zeitung.
2002 startete der umtriebige Schwede dann neu durch. Er nahm an der schwedischen Staffel von Big Brother teil und landete dort auf dem zweiten Platz. Mit dem verdienten Geld gründete er gemeinsam mit einem Freund das Modelabel „Odd Molly“.
Die Marke hatte nicht nur in Skandinavien einen riesigen Erfolg, sondern ist weltweit zu einem anerkannten Label geworden. Per Holknekt wurde 2013 in Schweden zum „Unternehmer des Jahres“ gewählt.
Diese Fakten sprechen für die Kindred Gruppe
Die Kindred Gruppe wollte sich auf Nachfrage nicht zur Klage äußern. Die Geschäftsführung teilte lediglich mit, dass man diese zur Kenntnis genommen habe, nicht mehr und nicht weniger.
Für das Unternehmen sprechen mehrere Fakten. Der Lebensstil von Per Holknekt war in den zurückliegenden Jahren exklusiv und von Luxus geprägt. Da sich die Verluste auf 15 Jahren verteilen, konnte der Glücksspielanbieter sicher annehmen, dass das Spielverhalten den finanziellen Verhältnissen entsprochen hat.
Kommt es hart auf hart, dürften die Kindred Anwälte sicherlich auch die Alkoholsucht des Geschäftsmannes nochmals auf den Tisch legen. Trotz der schwedischen Glücksspielgesetzes gilt der Erfolg der Klage von Per Holknekt mitnichten als ausgemacht.
