Einstiegsdroge Lotto
In Deutschland wird großer Wert auf den Spielerschutz gelegt. Online Casinos hierzulande sind in der Öffentlichkeit und in der Politik noch immer umstritten. Es wird sehr gern suggeriert, dass sie für die User gefährlich sind.
Vor wenigen Tagen hat das Marktforschungsinstitut „Research Tools“ jedoch eine Studie veröffentlicht, die die vorherrschende Meinung gewaltig ins Schwanken bringt. Der Einstieg ins Glücksspiel in Deutschland erfolgt hierzulande über Lotterien, und genau die sind bekanntlich in den Händen des Staates.
Fast die Hälfte der Deutschen spielt mindestens einmal im Jahr
Research Tools hat insgesamt 2.000 Personen online befragt. Die Studie hat ergeben, dass 46 Prozent alle Deutschen mindestens einmal im Jahr dem Glücksspiel nachgeht. In der Tiefen-Befragung hat sich herausgestellt, dass der Einstieg ins Gaming fast immer mit Lotto beginnt. An zweiten Stelle folgen die Rubbellose, bei denen sich vor allem ein hoher Frauenanteil gezeigt hat.
Erst nach den sogenannten Einstiegsspielen folgen im Glücksspiel-Ranking die Online Casinos und die Poker-Plattformen. Die Analysten haben in ihrer Studie verdeutlicht, dass das Interesse der Kunden erst mit der Zeit gestiegen sein, nachdem Lotterien und Rubbellose gewissermaßen ihren Reiz verloren haben.
In der Analyse, die unter dem Name „Kundenpfade Glücksspiel 2022“ veröffentlicht wurde, hat sich zudem gezeigt, dass die Altersklasse bis zu 34 Jahren dem Glücksspiel besonders verbunden ist.
Online bei den aktiven Spielern an erster Stelle
Die aktiven Spieler, die regelmäßig mindestens einmal in der Woche einen Glücksspiel-Versuch, sind vornehmlich online unterwegs. Knapp die Hälfte der Aktivitäten entfällt auf Smartphones, Laptops, Tablets und PCs.
Auf dem zweiten Platz im Ranking stehen aber auch hier schon die Lottoannahmestellen, noch vor den Wettbüros und den Spielhallen. Die beiden letztgenannten Angebote umfassen insgesamt nur einen Marktanteil von 15 Prozent.
Werbeeffekte nicht gegeben
Heiß diskutiert in Deutschland sind die Werbe-Vorschriften für Glücksspiel. Denkbar ist hier sogar ein Komplettverbot analog zur Tabakwerbung. Die veröffentlichte Studie zeigt an dieser Stelle aber ganz klar, dass eine derartige Regel an den Gegebenheiten vorbeigeht.
Nur 15 Prozent der Glücksspieler haben angegeben, dass sie sich überhaupt an eine entsprechende Werbung erinnern können.
Ein wirklicher Werbeeffekt ist also nicht gegeben. Der Punkt dürfte in den zukünftigen Planungen auch für Glücksspiel-Anbieter relevant sein. Etwas eingeschränkt werden muss an dieser Stelle aber, dass es genau die 18- bis 24jährigen waren, bei denen die Werbung noch am ehesten gewirkt hat.
Geringe Gewinnchancen als Spiel-Killer
Was kann die Kunden in Deutschland wirklich vom Glücksspiel abhalten. In der Studie waren sich die Spieler und die Nichtspieler einig. Der entscheidende Punkt sind die geringen Gewinnchancen. Genau diese Aussage erklärt dann auch, dass immer mehr Lotterie-Spieler über kurz oder lang in den Online Casinos landen. Die Gewinn-Wahrscheinlich bei den Gaming-Anbietern ist deutlich höher als beispielsweise bei „6 aus 49“.
Zum Thema Spielsucht sei abschließend noch gesagt, dass selbst die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung keine erhellenden, belastbaren Zahlen vorlegen kann. Angeblich liegt die Zahl der Spielsucht-Erkrankten in Deutschland zwischen 200.000 und 420.000. Klar ist lediglich, dass 75 Prozent aller Deutschen im Alter von 16 bis 75 Jahren im Leben schon mindestens einmal um Geld gespielt hat.
