Hundefreund oder gerissener Glücksspiel-Rentner?
Vor den deutschen Gerichten kommt es immer wieder zu skurrilen Prozessen. Dies ist einer davon.
Vor dem Amtsgericht Kitzingen in Bayern wird derzeit gegen einen 71jährigen Rentner verhandelt, dem illegales Glücksspiel vorgeworfen wird.
Der Prozess wurde kurz nach seinem Beginn unterbrochen, da sich der Anklagte entschlossen hat, doch die Hilfe eines Verteidigers in Anspruch zu nehmen. Bisher hatte sich der rüstige Rentner dagegen verwahrt, Hilfe zu nutzen. Er hielt sich für gerüstet, die Verhandlung allein zu bewältigen.
Der Vorwurf – illegales Glücksspiel in der eigenen Wohnung
Im März 2021 hat die Polizei die Wohnung des Rentners in Landkreis Kitzingen durchsucht und dort „Unglaubliches“ ans Tageslicht gebracht. Der alte Herr hatte ein richtiges „Casino“ eingerichtet. Zum Durchsuchungszeitpunkt haben sich 21 Personen in den Räumlichkeiten befunden, die an mehreren Blackjack- und Pokertischen zu Gange waren.
Die Polizei hat unzähliges Casino-Jetons in der Wohnung gefunden und sofort 25.000 Euro in bar beschlagnahmt. Anwesend war zudem eine professionelle Croupière bzw. Dealerin, die Spiele geleitet hat.
Die Gäste waren nicht nur aus dem Kreis Kitzingen, sondern hatten zum Teil längere Anreisen auf sich genommen, aus Nürnberg, Würzburg und Schweinfurt.
Die Beamten stellt den Wohnungsmieter als Verantwortlichen für das bunte Treiben fest. Gegen alle anderen Teilnehmer der „Spielrunde“ laufen abgetrennte Verfahren, wegen Beteiligung an illegalem Glücksspiel. Der 71jährige muss sich wegen der gewerbsmäßigen unerlaubten Veranstaltung von Glücksspiel verantworten.
Die Erklärung des Rentners sucht ihresgleichen
Laut den Aussagen von mehreren Prozess-Beobachtern sei der Angeklagte frohen Mutes vor Gericht erschienen, ohne Rechtsbeistand. Er habe die Casino-Vorwürfe sofort weit von sich gewiesen und dabei der Richterin eine sehr außergewöhnliche Sicht der Vorfälle in einer Wohnung präsentiert.
Er habe an den besagten Abend einige Bekannte aus einem bestimmten Grund erwartet. „Ich hatte damals einen Wurf Welpen und habe sechs bis sieben Interessierte zu einer Besichtigung eingeladen“, so der 71jährige.
Laut seiner Aussage sei es ihm „nicht wirklich recht“ gewesen, dass die Interessierten noch andere Leute mitgebracht haben. Die Folge sei gewesen, dass seine Mietwohnung so voll war, dass er komplett den Überblick verloren habe. Er habe selbst nicht mehr mitbekommen, was in seiner Wohnung fortan „gespielt“ wurde.
Die Detailfragen bringen den Rentner aus dem Konzept
Vermutlich nicht wirklich hatte sich der Angeklagte überlegt, dass die Richterin und die Staatsanwältin Detailfragen haben. So kam es, wie es kommen musste, der Glücksspiel-Rentner kam gewaltig ins Schlingern.
Auf die Frage, wieso denn das gesamte Equipment in seiner Wohnung gewesen sei, viel ihm nur ein, dass er selbst ab und an spiele. Ansonsten sei alles eine große Intrige, die seinen Nachbarn gegen ihn gerichtet haben.
Die Staatsanwältin zog daraufhin als Beweismittel einen Chatverlauf aus der Akte, der nahelegt, dass der Rentner selbst zu einer Pokerveranstaltung eingeladen hat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erkannte der Angeklagte seine missliche Situation.
Am Ende von den Fragen völlig überfordert
Die Richterin hat dem Angeklagten in Aussicht gestellt, dass ein Geständnis, auch aufgrund seines Alters, als strafmildernd gewertet wird. Die Staatsanwältin hat außerdem erwähnt, dass aufgrund des hartnäckigen Leugnens eher eine Strafe von sechs Monaten ohne Bewährung im Raum steht.
Die Folge: Der 71jährige erklärte, dass er der Verhandlung nicht mehr folgen könne. Er bat nun doch um einen Pflichtverteidiger. Wenn sich dieser gemeinsam mit seinem Mandanten in den Fall eingearbeitet hat, wird die Verhandlung fortgeführt.
